URCHRISTLICHES
LOGOSVERSTÄNDNIS
DER LOGOS
„Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und Gott war der Logos. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles wurde
durch ihn, und ohne ihn wurde auch nicht eines, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen; und das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ ( Johannesevangelium 1. 1-5) Die
apostolischen Zeugnisse über das urchristliche Logosverständnis: (Zusammenfassung siehe: hier)
“Die sieben Sendschreiben” von Ignatius von Antiochien ( = um 107 n. Chr.). Origines erwähnt ihn als den zweiten Nachfolger des Paulus in der Leitung
der Gemeinde in Antiochien. Quellen, die ihn als Schüler des Apostels Johannes bezeichnen, gehören zwar einer späteren Zeit an, was aber von seiner
Auffassung des Christentums zu erkennen ist, lässt dies als glaubwürdig erscheinen. Erhalten und erst seit kurzem in ihrer Echtheit bestätigt sind nur die
“sieben Sendschreiben”. Wie Stephanus versteht er unter Nachfolge die Ähnlichkeit-Werdung mit dem HERRN. Der geschichtliche Jesus ist unser Gott,
von einer Trinitätslehre im dogmatischen Sinne keine Spur. Ignatius starb um 107 in der Arena zu Rom den Märtyrertod.
“Einer nur ist Arzt, fleischlich zugleich und geistlich, gezeugt und ungezeugt, im Fleisch geboren Gott, im Tode wahres Leben, aus Maria sowohl
wie aus Gott, erst dem Leiden unterworfen und dann unfähig zu leiden, Jesus Christus unser Herr.
(An die Epheser Kap. 7,2)
"Deshalb sind sie auch verfolgt worden, angeweht von seiner Gnade, damit die Ungehorsamen vollkommen überzeugt würden, dass es einen
Gott gibt, der sich offenbart hat durch seinen Sohn Jesus Christus, der sein aus dem Schweigen hervorgegangener Logos ist, und in allem dem
gefiel, der ihn sandte.".
(An die Magnesier Kap. 8)
“Nichts Sichtbares ist gut. Denn unser Gott Jesus Christus kommt dadurch, dass er im Vater ist, um so mehr zur Erscheinung. Nicht Sache von
Überredung, sondern von Größe ist das Christentum, wenn irgend es von der Welt gehasst wird.”
(An die Römer Kap 3,3)
“Harre auf den, der über der Zeit ist, den Zeitlosen, den Unsichtbaren, der unseretwegen sichtbar wurde, den Ungreifbaren, den
leidensunfähigen, der unseretwegen leidensfähig wurde, der auf jede Weise unseretwegen geduldet hat.”
(An Polykarp Kap. 3,2)
“1. Clemensbrief”. Der 1. Clemensbrief ist ein umfangreiches Sendschreiben der römischen Gemeinde zu Korinth. Nach Irenäus wird Clemens als der
dritte Gemeindeleiter Roms nach den Aposteln erwähnt. Ob er auch mit dem in Phil. 4,3 genannten Clemens identisch ist, wie Origines und Eusebius
meinen, bleibt ungeklärt. Der 1. Clemensbrief ist in der Alten Kirche viel zitiert worden, am ausführlichsten bei Clemens Alexandrinus (siehe unten). Von
einem Primatsanspruch der römischen Gemeinde ist noch nichts zu erkennen. Die Datierung des Briefes wird um 96 - 140 n. Chr. angenommen.
“Das Szepter der Majestät Gottes, der Herr Jesus Christus, ist nicht gekommen im Gepränge der Prahlerei und des Übermuts,..”
(Kap. 16,2)
“Dies ist der Weg, Geliebte, auf dem wir unser Heil gefunden haben - Jesus Christus, den Hohenpriester unserer Opfer, den Beschützer und
Helfer unserer Schwachheit. Durch diesen blicken wir zu den Höhen der Himmel, durch diesen schauen wir in einem Spiegel sein (Gottes)
untadeliges und allerhöchstes Antlitz; durch diesen sind die Augen unseres Herzens geöffnet worden; durch diesen wächst unser
unverständiger und verdunkelter Sinn ins Licht empor; durch diesen hat der Herr uns kosten lassen wollen von der unsterblichen Erkenntnis:
(Er,) der als Abglanz seiner Majestät um so viel größer ist als Engel,..”
(Kap. 36,1-3)
“2. Clemensbrief”. Dass der Verfasser derselbe ist wie beim 1.Clemensbrief wird weitgehend ausgeschlossen. Die Frage nach dem Verfasser bleibt somit
ungeklärt. Der Brief wird nur in wenigen Überlieferungen erwähnt. Im eigentlichen Sinne ist es gar kein Brief, sondern die älteste bewahrte Homilie
(Predigt), die uns überliefert ist. Die Schrift ist von Anfang bis zum Ende von einem tiefsinnigen und unermüdlichen Geist zur Ermahnung und Buße
getragen. Die Abfassungszeit wird um 150 n. Chr. geschätzt.
“Als er also so großes Erbarmen uns gegenüber erwies, vollzog sich gerade sein Erbarmen uns gegenüber in erster Linie darin, dass wir, die
Lebendigen, nicht den toten Göttern opfern und sie nicht anbeten, sondern durch ihn den Vater der Wahrheit erkannt haben. Was anders ist die
Erkenntnis, die auf ihn gerichtet ist, als ihn nicht verleugnen, durch den wir ihn erkannt haben?”
(Kap. 3,1)
“Einer ist Christus, der HERR, der uns gerettet hat. Er war zuerst Geist und ist Fleisch geworden, und so hat er uns berufen; so werden auch
wir in diesem Fleisch den Lohn empfangen. Laßt uns also einander lieben, damit wir alle in das Reich Gottes kommen. Solange wir Gelegenheit
haben, geheilt zu werden, wollen wir uns selbst dem Gott, der uns gesund machen kann, anvertrauen, wobei wir ihm eine Gegenleistung
abstatten. Welche? Buße tun aus reinem Herzen.”
(Kap. 9,5-9)
“Folglich, Brüder, weil wir eine nicht geringfügige Gelegenheit erhalten haben, Buße zu tun, laßt uns, da wir Zeit dazu haben, uns hinwenden zu
Gott, der uns berufen hat, solange wir noch den Vater haben, der uns annimmt. Wenn wir nämlich diesen Lüsten entsagen und unsere Seele
dadurch besiegen, dass wir ihre bösen Begierden nicht in die Tat umsetzen, werden wir Anteil erlangen am Erbarmen Jesu.”
(Kap. 16,1-3)
“Brief an Diognet”. Sowohl Verfasser der Schrift als auch Zeit und Ort der Entstehung sind unbekannt. “Er gehört zu den schönsten Zeugnissen der
altchristlichen Apologetik. Der klaren Gliederung entspricht ein Stil, der einerseits von bester rethorischer Tradition lebt, andererseits nicht der Originalität
und Eindringlichkeit entbehrt” (RGG3)*.
“Sondern, wahrhaftig, er selbst, der Allmächtige, der Schöpfer des Alls und unsichtbare Gott, er selbst hat vom Himmel her die Wahrheit und
das heilige und unfaßbare Wort in die Menschen hineingelegt und in ihren Herzen befestigt. Nicht, wie man wohl vermuten würde, indem er den
Menschen irgendeinen Diener schickte oder einen Boten, oder einen himmlischen Fürsten, oder einen von denen, die den irdischen Pflichten
nachkommen, oder einen von denen, die mit den Verwaltungseinrichtungen im Himmel betraut sind, sondern ihn selbst, den Baumeister und
Schöpfer des Alls, durch den er die Himmel geschaffen hat, durch den er das Meer in seinen Grenzen eingeschlossen hat, dessen Geheimnisse
alle Elemente treu bewahren, ... diesen hat er zu ihnen gesandt.”
(Kap. 7,2)
“Denn wer von den Menschen wußte überhaupt, was Gott ist, bevor er selbst gekommen war?”
(Kap. 8,1)
“Denn wer, der recht belehrt worden und dem Logos wohlgefällig geworden ist, wünscht nicht, das genau zu erfahren, was durch den Logos
den Jüngern deutlich klargemacht worden ist? Denen hat es der Logos durch sein Erscheinen offenbart, indem er offen redete, von den
Ungläubigen nicht begriffen, den Jüngern es aber darlegend. Als Gläubige von ihm angesehen, haben sie die Geheimnisse des Vaters
kennengelernt. Deswegen hat er den Logos gesandt, damit er der Welt erscheine: Von dem Volk verunehrt, durch die Apostel verkündet, wurde
er von den Heiden geglaubt. Das ist, der von Anfang war, der als neu erschien und als alt sich erwies und immer neu in den Herzen der Heiligen
geboren wird. Das ist der Ewige, der heute als “Sohn” angesehen wird, durch den die Kirche reich gemacht und die unter den Heiligen
ausbreitende Gnade gemehrt wird.”
(Kap. 11,2-5)
Auszug aus: “Das Mysterium des Passa” von Meliton von Sardes ( um 180 n. Chr.) eine beeindruckende asketische Persönlichkeit, “Hirte” der Gemeinde
zu Sardes, von Irenäus (siehe unten) angeblich der “weise Greis” genannt. Auch Clemens Alexandrinus (siehe unten), soll von dieser Schrift des Meliton
inspiriert gewesen sein und auf Drängen seiner Freunde die mündlich erhaltene Überlieferung der Nachwelt schriftlich überliefert haben. Diese Schrift
“Über das Pascha” ist leider nicht mehr erhalten. Das “Mysterium des Passa” ist die älteste erhaltene christliche Osterpredigt überhaupt und wurde erst in
jüngster Zeit wiederentdeckt.
“Als Sohn wurde er geboren als Lamm hinausgeführt, als Schaf geschlachtet und als Mensch begraben; von den Toten erstand er als Gott von
Natur Gott seiend und Mensch. Er ist das All: Gemäß seinem Richten Gesetz, gemäß seinem Lehren Logos, gemäß seinem Retten Gnade,
gemäß seinem Zeugen Vater, gemäß seinem Gezeugtsein Sohn, gemäß seinem Leiden Schaf, gemäß seinem Begrabenwerden Mensch, gemäß
seiner Auferstehung Gott. Das ist JESUS CHRISTUS, dem die Ehre sei in die Äonen, Amen.
(Kap. 9-10)
Aus: “Pitra Fragmente” von Meliton von Sardes
“... derselbe, der im Schoße der Maria getragen, in Bethlehem geboren wurde und in Windeln gewickelt in der Krippe lag, ist der ewige, die Welt
durchwaltende Logos. Während er als Lamm erschien, blieb er doch der Hirte aller Menschen; für einen Knecht wurde er gehalten und
verleugnete doch nicht die Würde des göttlichen Sohnes; arm zeigte er sich und besaß doch alle Reichtümer der Gottheit, deren er sich nicht
entäussert hatte; als Mensch war er der Nahrung bedürftig, aber als Gott hörte er nicht auf, die Welt zu speisen; ohne die göttliche Gestalt, die
er mit dem Vater teilte, abzulegen, hatte er Haltung und Aussehen eines Knechtes angenommen; er wandelte auf der Erde und erfüllte zugleich
den Himmel; er stand vor Pilatus und saß zusammen mit dem Vater auf dem Himmelsthron; am Kreuze hängend hielt er das ganze Universum.”
Aus: “Bittschrift für die Christen” von Athenagoras genannt der “christliche Philosoph von Athen”. Als "einer der besten unter den Apologeten des 2. Jh.,
überreichte er zw. 176 u. 180 an die Kaiser Marc Aurel und Commodus seine Bittschrift für die Christen, die in ihrem vornehm feinen Ton u. ihrer Theologie
von großer Bedeutung ist;" (LThK unter A.)*. Seine ungeheuere Belesenheit und der maßvoll abgewogene Tenor der Darstellung kennzeichnet besonders
diese Apologie (gr. - lat. - Rechtfertigung einer Lehre).
“Nachdem wir aber das Bekenntnis ablegen, dass einer Gott ist, nämlich der Schöpfer dieses Universums, der selbst nicht geworden ist, weil
das Notwendigseiende nicht ‘wird’, sondern nur das Möglichseiende, der aber alles durch sein Wort gemacht hat, so erleiden wir beides,
sowohl die üble Nachrede als die Verfolgung, ohne jeden vernünftigen Grund.”
(Kap. 4)
“Weil aber der Nachweis, dass wir nicht die einzigen sind, welche Gott auf die Einzahl beschränken, ohne Beifügung von Namen nicht geliefert
werden kann, so griff ich zu Zitaten. Plato also sagt: ‘Schwer ist es, den Schöpfer und Vater dieses Alls zu finden, und wenn man ihn gefunden
hat, ist es unmöglich, ihn allen zu verkünden’. Dabei faßt er den ungewordenen und ewigen Gott als einen einzigen auf.”
(Kap. 6)
“Dass also Gott, der Schöpfer dieses Alls, von Ewigkeit her nur einer ist, dafür nehmet, damit Ihr auch eine rationelle Rechtfertigung unseres
Glaubens habt, folgenden Beweis entgegen. Gäbe es von Ewigkeit her zwei Götter oder mehr, so befänden sie sich entweder in einem und
demselben Wesen oder jeder von ihnen wäre für sich. Nun aber könnten sie nicht in einem und demselben Wesen sein; denn wenn sie Götter
sind, sind sie nicht zusammenstimmend, sondern, weil ungeworden, widersprechend; denn nur das Gewordene stimmt mit seinen Vorbildern
überein; ungewordene Wesen würden einander widersprechen, da sie weder von einem andern Wesen noch im Hinblick auf andere Wesen
gemacht sind. Sollten jene jedoch in der Weise integrierende Bestandteile einer Einheit sein, wie etwa Hand, Auge, Fuß integrierende
Bestandteile eines Organismus sind, dann wäre allerdings Gott auch wieder einer; indes so etwas (eine Zusammensetzung aus Teilen) ist etwa
bei Sokrates der Fall; dieser ist, weil er geworden und vergänglich ist, zusammengesetzt und teilbar; Gott aber als der Ungewordene und über
jede Veränderung Erhabene ist unteilbar; er besteht also überhaupt nicht aus Teilen.
(Kap. 8)
Denn jener eine ist unser Gott, der da ungeworden und ewig ist, unsichtbar, unwandelbar, unbegreiflich, unfaßbar, nur mit Verstand und
Vernunft erkennbar, von Licht und Schönheit, von Geist und Kraft in unaussprechlich hohem Grade umgeben, von dem durch sein Wort das All
geschaffen und geordnet ist und regiert wird. Indes kennen wir auch einen Sohn Gottes. “Halte es ja niemand für lächerlich, dass Gott einen
Sohn habe! Denn unsere Gedanken über Gott Vater und Sohn weichen gar sehr von den Mythen der Dichter ab, die die Götter nicht im
mindesten besser sein lassen als die Menschen; der Sohn Gottes ist der Logos des Vaters als vorbildlicher Gedanke und schöpferische Kraft;
denn nach ihm und durch ihn ist alles gemacht; Vater und Sohn sind eins. Da der Sohn im Vater und der Vater im Sohne ist durch die Einheit
und Kraft des Geistes, so ist der Sohn Gottes der Nus und der Logos des Vaters. Sollte Euch aber bei Eurer überlegenen Einsicht die Frage
bleiben, was der Ausdruck Sohn bedeutet, so will ich Euch in Kürze folgendes antworten: Er ist dem Vater das Erst-Erzeugte, nicht als ob er
geworden wäre; denn von jeher hatte Gott als ewiger Nus selbst den Logos in sich, da er nie ohne den Logos ist; sondern der Sohn ist
hervorgegangen, um für alles Körperliche ... vorbildlicher Gedanke und schöpferische Kraft zu sein.”
(Kap. 10)
“O möchtet Ihr doch, von Euch selbst ausgehend, auch die himmlische Herrschaft verstehen lernen! Wie nämlich Euch, dem Vater und dem
Sohne, alles in die Hand gegeben ist, nachdem Ihr einmal von oben herab die Herrschaft empfangen habt (denn ‘des Königs Leben liegt in
Gottes Hand’, sagt der prophetische Geist), so ist auch dem einen Gotte und seinem Sohne, dem Logos, der als (vom Vater) ungetrennt gedacht
wird, alles untergeordnet.”
(Kap. 18)
“Denn nach unserer Lehre existiert ein Gott und ein Sohn, sein Wort, und ein Heiliger Geist, die hinsichtlich der Macht ein einziges Wesen sind,
der Vater, der Sohn, der Geist; denn der Sohn ist des Vaters Verstand, Wort, Weisheit und der Geist ist Ausfluß wie Licht von Feuer.”
(Kap. 24)
Aus: “Widerlegung der Häresien” von Irenäus von Lyon (um 202 n. Chr.). Irenäus war der Leiter der frühen Gemeinde zu Lyon und bemüht sich in dieser
frühen Zeit mit großer Sachkenntnis und Liebe, sämtliche überhandnehmenden gnostischen Lehren und Irrlehren in seinem 5 Bücher umfassenden Werk
"Widerlegung der Häresien" (Adversus haereses) wirkungsvoll zu widerlegen. Irenäus hat als Knabe in Smyrna noch die eindrucksvolle, frühchristliche
Gestalt des Polykarp gehört. Polykarp wiederum, über den uns ein beeindruckender Bericht seines christlichen Martyriums in der Arena zu Rom überliefert
ist, stand in enger Verbindung mit Ignatius (siehe oben) und galt als Schüler des Apostels Johannes. Irenäus, dessen umfangreiche Schriften weitgehend
erhalten sind, geben am eindrucksvollsten und umfassendsten die frühchristliche Lehre und Tradition wieder und er gilt somit als “der wichtigste der
sogenannten altkath. Väter” (RGG3 unter I.)*.
“Da aber Gott ganz Verstand und ganz Logos ist, so denkt er, was er spricht, und spricht, was er denkt. Denn sein Denken ist Logos, und der
Logos ist sein Verstand, und der alles umfassende Verstand ist der Vater selber. Wer also von dem Verstande Gottes spricht und diesen
Verstand ein besonderes Erzeugnis sein läßt, der predigt Gott als ein zusammengesetztes Wesen, als wenn Gott etwas anderes sei als der
ursprüngliche Verstand. Macht man in ähnlicher Weise den Logos zur dritten Emanation des Vaters, ohne seine Größe zu kennen, so hat man
ihn sofort auch von Gott weit getrennt. Der Prophet sagt von ihm: ‘Wer wird seine Geburt angeben?’ [Jes. 53,8] Ihr aber, die ihr seine Geburt aus
dem Vater orakelt und die Hervorbringung des menschlichen Wortes auf das Wort [Logos] Gottes übertraget, verratet recht eigentlich euch
selbst, dass ihr weder menschliche noch göttliche Angelegenheiten kennt.”
(2.Buch Kap. 28,5)
“Also nicht aus uns, sondern durch Gottes Hilfe sollen wir gerettet werden. Ferner sollte der Erlöser weder bloßer Mensch, noch ohne Leib wie
die Engel sein. Denn ausdrücklich sagt Isaias: ‘Weder ein Älterer noch ein Engel, sondern der Herr selbst wird sie erlösen, denn er liebt sie und
schonet ihrer; er selbst wird sie erlösen’ [63,9]. Auch sagt Isaias weiter, dass er ein wahrer, sichtbarer Mensch sein sollte, obwohl er der Logos
der Erlösung ist, indem er spricht: ‘Siehe, du Stadt Sion, unser Heil werden deine Augen sehen’ [33,20]. Ferner zeigt Isaias an, dass der, welcher
für uns sterben sollte, nicht bloßer Mensch sein würde, mit den Worten: ‘Und es gedachte der Herr, der Heilige Israels, seiner Toten, die vorher
geschlafen hatten im Lande des Begrabens; und er stieg herab zu ihnen, zu verkündigen sein Heil, um sie zu retten’. Ebendasselbe sagt auch
der Apostel Amos: ‘Er selbst wird sich umkehren und sich unser erbarmen, aufheben wird er unsere Ungerechtigkeit und versenken wird er in
die Tiefe des Meeres unsere Sünden’ [wohl Micha 7,19]. Und indem er den Ort seiner Ankunft bezeichnet, sagt er: ‘Der Herr sprach aus Sion,
und aus Jerusalem ließ er seine Stimme erschallen’ [1,2]. Dass aber aus dem Teile des Erbteils Juda, der nach Süden liegt, der Sohn Gottes
kommen werde, der Gott ist, und dass, der aus Bethlehem war, wo der Herr geboren wurde, in alle Lande aussenden werde sein Lob, hat der
Prophet Habakuk mit den Worten verkündet: ‘Gott wird aus Süden kommen und der Heilige von dem Berge Effrem. Es bedeckt den Himmel
seine Kraft, und von seinem Lobe ist voll die Erde. Vor seinem Angesicht wird einhergehen der Logos, und auf den Feldern werden schreiten
seine Füße’ [3,3 f.]. Damit sagt er deutlich, dass er Gott ist, dass in Bethlehem und vom Berge Effrem, der nach Süden liegt, seine Ankunft sein
wird, und dass er Mensch ist. ‘Es werden daherschreiten auf den Feldern seine Füße’ - das kennzeichnet recht eigentlich den Menschen.”
(3.Buch Kap. 20,3-4)
“Denn durch die Schöpfung selber offenbart der Logos Gott als den Schöpfer und durch die Welt den Herrn als den Schöpfer der Welt und
durch das Geschöpf, das er geschaffen hat, den Künstler, und durch den Sohn als Vater den, der den Sohn gezeugt hat. So ähnlich sind auch
die Worte aller, aber verschieden ist ihr Glaube. Doch auch durch Gesetz und Propheten hat das Wort in ähnlicher Weise sich und den Vater
verkündet - und obwohl das gesamte Volk es in gleicher Weise hörte, glaubten nicht alle in gleicher Weise. Auch wurde durch das sichtbar und
greifbar gewordene Wort der Vater allen gezeigt. Es glaubten nicht alle ihm gleichmäßig, und doch sahen alle in dem Sohne den Vater, denn das
Unsichtbare an dem Sohne ist der Vater, und das Sichtbare des Vaters ist der Sohn. Darum sprachen ihn alle, wo er sich zeigte, als Christus an
und nannten ihn Gott. ... So wirkt der Sohn von Anfang bis zum Ende für den Vater, und ohne ihn kann niemand Gott erkennen. Die Kenntnis
des Vaters ist der Sohn, und der Sohn wird erkannt im Vater und durch den Sohn offenbart. Deswegen spricht der Herr: ‘Niemand erkennt den
Sohn als der Vater, noch den Vater als der Sohn und wem immer der Sohn es offenbart haben wird’. Das ‘offenbart haben wird’ gilt nämlich nicht
bloß für die Zukunft, gleich als ob das Wort dann erst angefangen hätte, den Vater zu offenbaren, als er aus Maria geboren war, sondern
vielmehr gemeinsam für alle Zeiten.”
(4.Buch Kap. 6,6-7)
Aus: “Erweis der apostolischen Verkündigung” von Irenäus
“Der Sachverhalt, der sich ergibt, ist also folgender: [Es ist] Ein Gott, der ungewordene Vater, unsichtbar, Schöpfer von allem; kein anderer Gott
steht über ihm, noch ist ein anderer Gott unter ihm. Gott ist ein vernünftiges Wesen und hat deswegen das Gewordene durch das [Vernunft-]
Wort erschaffen. Auch ist Gott Geist und hat somit alles durch den Geist geordnet, wie der Prophet sagt: ‘Durch das Wort des Herrn sind die
Himmelsfesten geschaffen worden, und durch seinen Geist all ihre Kraft’ [Ps. 33,6]. Da also das Wort schafft d.h. die Körper wirkt und dem
Hervorgegangenen Bestand verleiht, während der Geist die Kräfte in ihrer Verschiedenheit ordnet und gestaltet, so wird mit Recht das Wort der
Sohn, Geist aber die Weisheit Gottes genannt. Auch der Apostel desselben, Paulus, sagt darüber passend: ‘Ein Gott, der als Vater über allen ist
und der mit allen und in uns allen ist’ [Eph. 4,6].”
(Kap.5)
“Denn nach Gottes Bild ist der Mensch gemacht, und das Bild Gottes ist der Sohn, nach dessen Bild der Mensch geworden ist. Deshalb
erschien jener auch in der Fülle der Zeiten, um zu zeigen, wie das Abbild ihm ähnlich ist.”
(Kap. 22)
Aus: “Die Teppiche” von Clemens Alexandrinus: ( = vor 215 n. Chr.) auch Clemens Titus Flavius genannt. Ein überragend tiefsinniger christlicher Lehrer!
Zusammen mit Origines gilt er als der frühe Repräsentant der Alexandrinischen Theologie, die später mit Athanasius gekennzeichnet war. Die typologische
Auslegung oder das Verständnis des inneren Sinns der heiligen Schrift ist uns mit Clemens A. noch am meisten erhalten geblieben. Mit ihm ist uns somit
ein Stück Urchristentum erhalten geblieben. Sein bedeutendster Schüler war Origines.
“Denn in ihm leben wir, regen wir uns und sind wir, wie auch etliche von eueren Dichtern gesagt haben ‘Wir sind seines Geschlechts’. Hier zeigt
sich, daß der Apostel, indem er eines dichterischen Beispiels sich bedient, aus den Phänomenen des Aratos, einen guten Ausspruch der
Hellenen billigt, und mit dem ‘unbekannten Gott’ hat er angedeutet, daß der weltschöpferische Gott von den Hellenen unter einer Umschreibung
verehrt werde, der Erkenntnis nach aber müsse man ihn durch den Sohn empfangen und kennen lernen. ‘Darum habe ich dich’, heißt es, ‘zu
den Heiden gesandt, ihnen die Augen zu öffnen, damit sie umkehren von der Finsternis zum Lichte und von der Macht des Satans zu Gott,
damit sie Vergebung der Sünden erlangen, und ein Los unter den durch den Glauben an mich Geheiligten.’ Das sind die ‘geöffneten Augen der
Blinden’: die Erkenntnis des Vaters durch den Sohn und die Erfassung des von den Griechen nur unklar Umschriebenen.”
(1.Buch Kap. 91,4-92,2)
“Der ist der wahre Gesetzgeber, welcher das Gute und Schöne nicht bloß verheißt, sondern es auch kennt. Das Gesetz ist die heilbringende
Vorschrift dessen, der Kenntnis hat, vielmehr das Gesetz ist eine Vorschrift der Kenntnis, ‘denn Macht und Weisheit’ Gottes ist der Logos.
Ausleger der Gesetze wiederum ist eben der, durch welchen ‘das Gesetz gegeben wurde’, der erste Ausleger der göttlichen Befehle, der
‘eingeborene Sohn, welcher auslegt, was im Schoß des Vaters vorgeht.’ ... Nicht etwa, dass sie der Wahrheit nicht glauben wollen, wenn sie
sagt, das Gesetz sei von Gott durch Moses gegeben, wenn sie doch, von den Ihren selbst bewogen, den Moses ehren? ... So erheben sie die
Glaubwürdigkeit der Gesetzgebung bei den Griechen, so sehr sie vermögen, bis zum Göttlichen nach dem Vorbilde der Prophetie des Moses
und sind so unbillig, daraus nicht die Wahrheit und das Urbild ihrer eigenen Überlieferung anzuerkennen.”
(1.Buch Kap. 169,3-170,4)
“Er ist es, der uns in Wahrheit zeigte, wie wir uns selbst erkennen sollen, der den Vater aller Dinge enthüllt, wem er will und soweit es möglich
ist, dass die menschliche Natur seinen Begriff fasse, ‘denn niemand kennt den Sohn, es sei denn der Vater, noch den Vater, es sei denn der
Sohn und wem es der Sohn etwa offenbart.’”
(1.Buch Kap. 178,2)
“Wenn auch manche im Tun des Guten geübt sind, so muss man sich doch auch darum bemühen, zu wissen, wie man sich verhalten und was
man tun soll, insofern man auch Gott ähnlich wird, ich meine dem Gotte Heiland, wenn man dem Gott aller Dinge durch den hohepriesterlichen
Logos dient, durch welchen das der Wahrheit gemäß Schöne und Gerechte geschaut wird. Die Frömmigkeit ist ein Handeln, das Gott folgt und
ihm gemäß ist.”
(2.Buch Kap. 45,7)
“Wohlan denn, wenn der Herr die Wahrheit, Weisheit und Kraft Gottes ist, wie es der Fall ist, so ist bewiesen, dass derjenige wahrer
Erkennender ist, wer den Herrn erkannt hat und durch ihn seinen Vater. Denn er versteht den, der spricht: ‘Die Lippen Gerechter wissen
Hohes.’”
(2.Buch Kap. 52,7)
“... welche bewegen wollen unzüchtig abzufallen von dem einen Manne, dem allherrschenden Gott, ‘damit nicht, wie die Schlange Eva täuschte’,
welche ‘Leben’ genannt wurde, auch wir von der lüsternen Schlauheit der Häresie verführt, die Gebote übertreten. ... Dass das Gesetz der alte
Mensch und das Evangelium der neue sei, sagen auch wir mit ihm übereinstimmend - doch nicht, insofern er das Gesetz aufheben will, als wäre
es das eines anderen Gottes, sondern derselbe Mann und Herr macht das Alte neu ...”
(3.Buch Kap. 80,2-82,3)
“Gott nun ist, da er nicht aufgewiesen werden kann, auch nicht Sache des Wissens; der Sohn aber ist Weisheit und Wissen und Wahrheit und
was dem sonst verwandt ist und zwar gibt es für ihn einen Beweis und eine Darstellung. Alle Kräfte des Geistes zusammengenommen und zu
einem Dinge verbunden, führen auf dasselbe hin, auf den Sohn; denn er ist die unbestimmte Bezeichnung des Begriffes einer jeden von seinen
Kräften. Auch wird der Sohn ja nicht einfach zu etwas Einzigem als Einzigem, noch zu einem Vielfachen als aus Teilen bestehend, sondern zu
einem Einzigem als Ganzen. Daher stammt auch alles; denn er selbst ist ein Kreis aller Kräfte, welche in eins zusammengefaßt und vereinigt
werden. Darum heißt auch der Logos ‘das A und das O’, bei welchem allein das Ende Anfang wird und wiederum endet in dem ursprünglichen
Anfang, ohne jemals unterbrochen zu werden. Darum heißt an ihn und durch ihn gläubig sein einheitlich (monadisch) werden, indem man
unzertrennlich in ihm geeint wird; ungläubig aber sein heißt zweifeln, wegtreten und getrennt sein.”
(4.Buch Kap. 156,1-157,2)
“Gott aber, der anfangslos ist, ist der vollkommene Anfang aller Dinge, des Anfangs Urheber. Sofern er Wesen ist, ist er der Anfang der Physik,
sofern er das Gute ist, Anfang der Ethik, sofern er aber wiederum Vernunft ist, Anfang der Logik und Kritik; daher ist auch allein Lehrer der
Logos, der Sohn des Geistes, d.h. des Vaters, der Erzieher des Menschen.”
[Vater wird als Geist des Sohnes bezeichnet, d.h. Vater und Sohn wird wie Leib und Seele verstanden.]
(4.Buch Kap. 162,5)
“Auch der Hoffnende sieht ja wie der Gläubige die intelligiblen Dinge und die zukünfitigen durch die Vernunft. Wenn wir also behaupten, daß es
ein Gerechtes gibt, aber auch ein Schönes, ja wenn wir auch etwas Wahrheit nennen, nichts davon aber jemals mit den Augen, sondern nur
durch die Vernunft gesehen haben, und wenn der Logos Gottes sagt: ‘Ich bin die Wahrheit’, so ist also durch die Vernunft der Logos
anschaubar. ... Als der Logos hervorgetreten, wurde er Ursache der Schöpfung, dann erzeugt er sich auch selbst, wenn ‘der Logos Fleisch
wird’, damit er auch geschaut werde.”
(5.Buch Kap. 16,1-5)
“Daher ist der Sohn das Antlitz des Vaters genannt, indem der Logos, der Offenbarer des Wesens des Vaters, Träger des Fleisches wurde durch
die Fünfzahl der Sinne.”
(5.Buch Kap. 34,1)
“‘Gott hat niemand jemals gesehen; der eingeborene Gott, der im Schoße des Vaters ist, er hat ihn beschrieben’; hier nennt er das Unsichtbare
und Unaussprechliche Gottes Schoß. Daher haben ihn einige Tiefe genannt, sofern er alle Dinge umfaßt und in seinen Schoß aufgenommen hat,
unereichbar und unbegrenzt. Wahrlich das ist die am allerschwersten zu beherrschende Lehre von Gott. Denn da der Anfang eines jeden
gewöhnlichen Dinges schwer zu finden ist, so ist doch in jedem Fall schwer aufzuweisen der erste und älteste Urgrund, welcher allen anderen
Ursachen des Entstehens und des Seins nach der Entstehung ist. Wie soll nämlich aussprechbar sein, was weder Geschlecht ist noch
Unterschied noch Gattung noch Atom noch Zahl, sondern weder etwas Zufälliges noch etwas mit einer zufälligen Eigenschaft? Auch nicht
‘ganz’ möchte ihn mit Recht jemand nennen, denn das Ganze wird nur auf Größe angewendet und er ist der Vater des Ganzen. Aber auch nicht
von Teilen Gottes darf man reden, denn das Eine ist unteilbar ... Und wenn wir es auch wohl bisweilen nennen, indem wir es in nicht
eigentlichem Sinne das Eine oder das Gute oder Vernunft oder das Seiende selbst oder Vater oder Gott oder Schöpfer oder Herr heißen, so
reden wir nicht, als brächten wir einen Namen von ihm vor, sondern wir bedienen uns aus Mangel schöner Namen, damit die Denkkraft sich
ohne zu anderem abzuschweifen auf diesen Namen stützen könne. ... Es bleibt also nur übrig, das Unerkennbare durch göttliche Gnade und
durch den von ihm ausgehenden Logos zu begreifen. ...”
(5.Buch Kap. 81,3-82,4)
“Als künstlerisches Feuer, welches methodisch schöpferisch wirke, definieren die Stoiker die Natur; Feuer und Licht heißen in der Schrift Gott
und sein Logos allegorisch.”
(5.Buch Kap. 100,4)
“Denn der Logos Gottes ist rein geistig, weswegen das Abbild des Geistes allein in dem Menschen sich zeigt, daher auch der gute Mensch der
Seele nach gottgestaltig und gottähnlich ist, und Gott wieder menschenähnlich ist.”
(6.Buch Kap. 72,2)
“Daher reden die Häresien in der barbarischen Philosophie, mögen sie die Einheit Gottes behaupten oder Christus lobsingen, in allgemeiner
Oberflächlichkeit, nicht in wahrheitsgemäßer Weise; denn sie finden noch einen anderen Gott dazu und fassen Christus nicht so auf, wie in die
Prophetien überliefert haben,”
[Mehrere Personen in Gott anstatt Logosverständnis - genau wie heute!]
(6.Buch Kap. 123,3)
“... den Sohn, von welchem es möglich ist zu erfahren die jenseitige Ursache, den Vater aller Dinge, welcher das älteste und für alle Dinge
wohltätigste Wesen ist; doch er wird nicht mehr mit der Stimme überliefert, sondern ist in Hochverehrung und Schweigen zusammen mit
heiligem Staunen in eigentlichem Sinn zu ehren und anzubeten; er wird vom Herrn, soweit es seinen Schülern möglich ist es zu hören,
verkündet, begriffen jedoch wird er wenigstens von den vom Herrn zur Erkenntnis Auserwählten, welche, wie der Apostel sagt, ‘an den Sinnen
geübt sind’.”
(7.Buch Kap. 2,2-3)
“Denn ‘ein göttliches und gottähnliches Bild’ ist die Seele eines gerechten Menschen, in welcher durch Gehorsam gegen die Gebote ein
Heiligtum und einen festen Sitz erhält der alles Sterbliche und Unsterbliche anführende König und Erzeuger des Schönen, er, der wahrhaft
Gesetz, Ordnung und ewiger Logos ist, der eine Erlöser für jedes Einzelne besonders und für alle zusammen. Er ist der wahrhaft Eingeborene,
die Abprägung der Herrlichkeit des allköniglichen und allherrschenden Vaters, er drückt dem Erkennenden die vollkommene Anschauung nach
seinem eigenen Bilde wie mit einem Siegel auf ...”
(7.Buch Kap. 16,5-6)
“Denn die Erkenntnis und das feste Begreifen der intelligiblen Dinge muss notwendigerweise Wissen heißen, von welchem der das Göttliche
betreffende Teil zur Aufgabe hat zu untersuchen, was die erste Ursache ist, und was das ist, ‘durch welches alles ward und ohne das nichts
ward’, und welches die Dinge sind, welche teils gleichsam durchdringend sind, teils etwas umgebend, und was die miteinander verbundenen
und die getrennten Dinge sind, und welche Stellung ein jedes davon hat, und welche Kraft und welchen Dienst ein jedes mitbringt. Dann
wiederum in bezug auf die menschlichen Dinge untersucht die Weisheit, was der Mensch selbst ist ...”
[Umschreibung des Wesens der Liebe und der Weisheit Gottes und ihre Wechselwirkung zueinander: Vater und Sohn]
(7.Buch Kap. 17,2-3)
“Von den vielen Zeugnissen, die es gibt, will ich ein Beispiel anführen, welches zusammenfassend vom Propheten David so etwa
ausgesprochen ist: ‘Wer wird aufsteigen zum Berge des Herrn? Oder wer wird sich stellen an seinen heiligen Ort? Wer reine Hände hat und
reines Herzens ist, wer seine Seele nicht zu Nichtigem empfing noch seinem Nächsten mit böser Absicht schwor; der wird Segen vom Herrn
empfangen und Barmherzigkeit von Gott, seinem Erlöser. Das ist das Geschlecht derer, die den Herrn suchen, die das Antlitz des Gottes Jakobs
suchen.’ Kurz, meine ich, hat damit der Prophet den Glaubenden bezeichnet; im Vorbeigehen, wie es scheint, hat uns David damit gezeigt, dass
Gott unser Erlösergott ist, indem er ihn das ‘Antlitz des Gottes Jakobs’ nennt, ihn, der über den heiligen Vater verkündet und lehrte. Daher hat
auch der Apostel den Sohn ‘eine Ausprägung der Herrlichkeit des Vaters genannt’, den Sohn, der die Wahrheit über Gott lehrte und es
ausprägte, daß Gott der eine Vater und der allein Allmächtige ist, ‘welchen niemand kennt, es sei denn der Sohn, und wem es der Sohn will
offenbaren’. Dass aber Gott einer sei, ist angedeutet durch den Ausdruck ‘welche das Antlitz des Gottes Jakobs suchen’, welchen als den
alleinigen Gott und guten Vater ausprägte unser Erlöser und Gott.”
[Nicht 3 Personen in Gott sondern Gott und das "Antlitz" Gottes (Sohn) welches Gott offenbart!]
(7.Buch Kap. 58,2-5)
“Er wird also durch die Übung in der wissenden Anschauung dazu gelangen, stark zu werden für das in allgemeiner und erhaberer Weise
Gesagte, wohl wissend, dass ‘der den Menschen Erkenntnis Lehrende’, wie der Prophet sagt, der Herr ist, ein Herr, der durch menschlichen
Mund wirkt; darum hat er auch das Fleisch angenommen.”
(7.Buch Kap. 61,1)
“Einer allein ist, der ohne Begierde von Anbeginn ist, der menschenliebende Herr, welcher auch um unseretwillen Mensch wurde; alle nun, die
dem von ihm gegebenen Vorbilde ähnlich zu werden streben, bemühen sich begierdenlos durch Übung zu werden.”
(7.Buch Kap. 72,1)
Aus: Clemens Alexandrinus: “Der Erzieher”
“...als der zärtliche und die Menschen liebende Vater den Logos hatte herniederträufeln lassen, ist er selbst ‘geistliche Speise’ für die sittsamen
Menschen geworden. O geheimnisvolles Wunder! ... Der Logos wird alles für das Kind, Vater und Mutter und Erzieher und Ernährer.”
(Kap. 41,3-42,2)
“Die Speise ist die Milch des Vaters, durch die allein wir Unmündigen gesäugt werden. Er selbst, der ‘Geliebte’ und unser Ernährer, der Logos,
hat sein Blut für uns vergossen zur Erlösung der Menschheit. Durch ihn sind wir zu dem Glauben an Gott gekommen und fliehen an die
‘sorgenstillende Brust’ des Vaters, den Logos, der begreiflicherweise allein uns Unmündigen die Milch der Liebe spendet; und wahrlich allein
die sind selig, die an dieser Brust saugen.”
(Kap. 43,3-4)
“Unser Erzieher aber ist der heilige Gott Jesus, der die ganze Menschheit leitende Logos; ja der die Menschen liebende Gott selbst ist
Erzieher.”
(Kap. 55,2)
“‘Es blieb aber’, so heißt es, ‘Jakob allein zurück, und es rang mit ihm ein Mann’ der Erzieher, ‘bis zum Morgen’[Gen. 32,24]. Dies war der Mann,
der ihn als Beute mit fortschleppen wollte, der sich mit ihm übte und den in Übung bewährten Jakob zum Kampf gegen den Bösen geschickt
machte. Dass aber der Logos es war, der zugleich den Jakob zum Kampf geschickt machte und die Menschheit erzieht, dafür ist Beweis das
Wort: ‘Er fragte ihn und sagte zu ihm: Tue mir kund, was dein Name ist! Und er sprach: Warum denn fragst du nach meinem Namen?’ Denn den
neuen Namen bewahrte er auf für das unmündige neue Volk. Denn noch namenlos war Gott der Herr, da er noch nicht Mensch geworden war.
Indessen ‘nannte Jakob den Namen jenes Ortes Erscheinung Gottes; denn ist sah’, so heißt es, ‘Gott von Angesicht zu Angesicht, und meine
Seele wurde gerettet. Angesicht Gottes aber ist der Logos, durch den Gott sichtbar gemacht und geoffenbart wird.”
(Kap. 56,4-57,3)
“Aber dass Gott gut ist, das gestehen alle, wenn auch ungern, zu; dass jedoch der nämliche Gott auch gerecht ist, dafür habe ich keine
weiteren Worte mehr nötig, wenn ich das Wort des Herrn aus dem Evangelium anführe; er nennt sich selbst eins: ‘Damit alle eins seien, wie du,
Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien, damit auch die Welt glaube, dass du mich sandtest. Auch ich habe ihnen die
Herrlichkeit, die du mir gabst, gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zur vollkommenen Einheit
gelangen.’ Eins aber ist Gott und über das eins hinaus und erhaben über die Einheit selbst. Deshalb hat auch der Redeteil ‘du’ hinweisende
Bedeutung und zeigt auf den wahrhaft alleinseienden Gott hin, der war und ist und sein wird; mit Rücksicht aber auf diese drei Zeiten ist ein
Name gegeben, ‘der Seiende’. Dass aber der nämliche Gott, der ein einziger ist, auch gerecht ist, wird der Herr in demselben Evangelium mit
folgenden Worten bezeugen: ‘Vater, die du mir gabst, will ich, dass, wo ich bin, auch sie mit mir seien, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die
du mir gabst, weil du mich vor der Grundlegung der Welt liebtest. Gerechter Vater, wohl erkannte die Welt dich nicht, aber ich erkannte dich,
und jene erkannten, dass du mich sandtest; und ich machte ihnen deinen Namen bekannt und werde ihn bekannt machen.’ Dieser ist es, ‘der
bei denen, die ihn hassen, die Sünden der Väter an den Kindern straft, und denen, die ihn lieben, Barmherzigkeit erweist’. Denn derjenige, der
die einen zur Rechten, die andern zur Linken stellt, wird, soweit er als Vater aufgefaßt wird, weil er gut ist, eben das genannt, was er ist, nämlich
gut; soweit er aber, weil er Sohn ist, im Vater als sein Logos ist, wird er wegen des Verhältnisses der gegenseitigen Liebe gerecht genannt, ein
Name der Macht, der nach der Gleichheit bemessen wird.”
(Kap. 71,1-3)
“‘Niemand ist gut als sein Vater;’ [Mt. 19,17] der nämliche ist also sein Vater, der eines ist, wenn er auch durch viele Wirkungen verkündet wird.
Und dies bedeutet das Wort: ‘Niemand erkannte den Vater,’ der selbst alles ist, bevor der Sohn kam; daher ist es in Wahrheit offenbar, daß der
Gott aller Dinge nur einer ist, gut, gerecht, Schöpfer, Sohn im Vater, dem Ehre sei bis in die fernste Ewigkeit, Amen.”
(Kap. 74,1)
“Und der nämliche ist gerecht und gut, der wahrhafte Gott, der selbst alles ist, wie alles er selbst ist, weil er selbst Gott, der alleinige Gott ist.
Denn wie der Spiegel dem Häßlichen nicht übelgesinnt ist, weil er ihn so zeigt, wie er ist, und wie der Arzt dem Kranken nicht übelgesinnt ist,
wenn er ihm sagt, daß er Fieber hat, so ist auch der Tadelnde gegen den nicht übelgesinnt, der an seiner Seele krank ist; denn er bringt die
Verfehlungen nicht erst in sie hinein, sondern weist auf die vorhandenen Sünden hin, um von ähnlichen Handlungsweisen abzuhalten. Somit ist
Gott von sich selbst aus gut, außerdem aber gerecht unsertwegen, und dies, weil er gut ist. Seine Gerechtigkeit aber zeigt er uns durch seinen
Logos von jenem Uranfang an, wo er Vater geworden ist. Denn bevor er Schöpfer wurde, war er Gott, war er gut, und deshalb wollte er auch
Weltenschöpfer und Vater sein.”
(Kap. 88,1-2)
“Vertrauenswert ist der göttliche Erzieher, da er mit den drei schönsten Gaben geziert ist, mit Wissen, weil er die Weisheit des Vater ist; ‘alle
Weisheit ist von dem Herrn und ist mit ihm in Ewigkeit’ [Sir. 1,1]; mit Freimütigkeit, weil er Gott und Schöpfer ist; ‘denn alles ist durch ihn
geworden, und ohne ihn ist auch nicht ein einziges geworden’ [Joh. 1,3]; mit Wohlwollen, weil er allein sich als Opfer für uns hingegeben hat;
‘denn der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe’ [Joh. 10,11, und er hat es wirklich gegeben. Wohlwollen ist aber nichts anderes als ein dem
Nächsten Guteswünschen um eben dieses Nächsten willen.”
(Kap. 97,3)
Aus: Clemens Alexandrinus: “Mahnrede an die Heiden”
“... es erschien der, durch den alles geschaffen ist, als Logos; und nachdem er als Schöpfer im Anfang zugleich mit der Erschaffung das Leben
geschenkt hatte, lehrte er, nachdem er als Lehrer erschienen war, das gut Leben, damit er uns später das ewige Leben gewähre. Er hatte aber
nicht erst jetzt wegen unseres Irrwegs Mitleid mit uns, sondern gleich von Anfang an; jetzt aber hat er uns, die wir bereits in Gefahr waren,
verloren zu gehen, durch seine Erscheinung gerettet.”
(Kap. 7,4)
“Auf diese Weise ermahnte Johannes, der Herold des Logos, die Menschen, sich bereit zu machen auf die Erscheinung Gottes, des Christus;
und das war es, was das Schweigen des Zacharias bedeutete, das auf die Geburt des Vorläufers des Christus wartete, damit das Licht der
Wahrheit, der Logos, das geheimnisvolle Schweigen der Rätselworte der Propheten löse, indem er selbst zur frohen Botschaft wurde. Wenn du
aber in Wahrheit Gott sehen willst, so nimm Teil an den göttlichen Reinigungsriten, nicht an solchen mit Blättern von Lorbeer und mit Binden,
die mit Wolle und Purpur geschmückt sind, sondern leg’ an den Kranz der Gerechtigkeit und umwinde dich mit den Blättern der Enthaltsamkeit
und richte deinen ganzen Sinn auf Christus: ‘denn ich bin die Türe’, sagt er irgendwo; sie müssen die finden, welche Gott kennenlernen wollen,
damit er uns die Tore des Himmels weit auftue. Denn geistig sind die Tore des Logos und werden mit dem Schlüssel des Glaubens geöffnet.
‘Niemand hat Gott erkannt, außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbart.’ Ich weiß aber wohl, dass der, welcher die bisher verschlossene
Türe öffnet, hernach das Innere offenbart und das zeigt, was zuvor zu erkennen nicht möglich war außer denen, die durch Christus eintreten,
durch den allein Gott geschaut wird.”
(Kap. 10,1-3)
“Denn groß ist die Gnade seiner Verheißung, wenn wir heute seine Stimme hören. Das ‘heute’ aber wird jeden Tag neu, so lange man ‘heute’
[He. 3,7.13.]sagt. Bis zur Vollendung allerDinge dauert sowohl das ‘heute’ als die Unterweisung. Und dann dehnt sich das wahre ‘heute’, der
unaufhörliche Tag Gottes, in alle Ewigkeit aus. Allzeit also laßt uns die Stimme des göttlichen Logos hören! Denn das ‘heute’ ist immerwährend;
es ist ein Bild der Ewigkeit, und ein Wahrzeichen des Lichtes ist der Tag; das Licht aber für die Menschen ist der Logos, durch den wir Gott
schauen.”
(Kap. 83.6)
“Laßt uns nur von ganzem Herzen Buße tun, damit wir mit ganzem Herzen Gott in uns aufnehmen können! ‘Hoffet auf ihn’, steht geschrieben,
‘du ganze Versammlung des Volkes; gießet vor ihm alle eure Herzen aus!’ Er redet zu denen, die leer von Bosheit sind; er hat Mitleid und füllt sie
mit Gerechtigkeit; glaube, Mensch, dem, der Mensch ist und Gott! Glaube, Mensch, dem, der litt und angebetet wird! Glaubet, ihr Sklaven, dem,
der tot war und lebendiger Gott ist! Ihr Menschen alle, glaubet dem, der allein Gott aller Menschen ist!”
(Kap. 106,4-5)
“Aber seitdem du, Herr, mir auf meinem Wege leuchtest, finde ich durch dich Gott und erlange von dir den Vater; ich werde dein Miterbe, da du
dich deines Bruders nicht schämtest. Laßt und also abtun, laßt uns abtun das Vergessen der Wahrheit! Die Unwissenheit und die hemmende
Finsternis wollen wir gleich einem dichten Nebel von unseren Augen entfernen und den wahrhaft seienden Gott anschauen und zuerst dieses
Wort ihm zum Preise entgegenrufen: ‘Sei gegrüßt, o Licht!’ Uns, die wir in Finsternis begraben lagen und im Schatten des Todes verschlossen
waren, leuchtet vom Himmel ein Licht auf, reiner als das der Sonne und süßer als das Leben hienieden. Jenes Licht ist ewiges Leben; und alles,
was an ihm teilhat, lebt.”
(Kap. 113,5-114,2)
“Dieser ewige Jesus, der eine Hohepriester des einen Gottes, der zugleich auch Vater ist, bittet für die Menschen und ruft ihnen zu: ‘Höret es,
unzählige Scharen!’”
(Kap. 120,2)
Aus: “Apologie an den Kaiser” von Aristides von Athen. Nach Euseb war Aristides um 125 n. Chr. ein “Philosoph” der dem Kaiser Hadrian eine Apologie für
das Christentum überreichte. Erst neuere Funde ermöglichten eine Textrekonstruktion. Die warme Darstellung des Christentums in seiner schlichten
Sprache ist sehr eindrucksvoll. Aristides schuf die erste literarische Apologie.
“Aber ihre Dichter und Philosophen bringen auf und behaupten, dass die Natur all ihrer Götter eine sei, ohne einzusehen, dass Gott, unser Herr,
während er einer ist, in allem ist. Sie irren also; denn wenn am menschlichen Körper, obwohl er vielteilig ist, kein Glied das andere fürchtet,
sondern, obgleich der Körper zusammengesetzt ist, ein jedes (Glied) mit dem andern übereinstimmt, so kommt nun auch Gott, der seiner Natur
nach einer ist, e i n e Wesenheit zu, indem er in seiner Natur und Wesenheit übereinstimmt und sich nicht vor sich selbst fürchtet.”
(Kap. 13,5)
Aus: “An die Bekenner des Christentums” von Tatian d. Assyrer. Tatian stammte aus dem Lande der Assyrer am Tigris und war geborener Aramäer, der im
2 Jh. n. Chr. lebte. Tatian reiste nach Rom und schloss sich dort Justin an. Um 172 trennte er sich von seinem früheren Lehrer und gründete ein Lehrhaus
in Mesopotamien. Tatian verwirft schließlich die griechische Philosophie in Bausch und Bogen und verwendet möglichst aramäische Grundanschauungen.
“Gott war im Anfang; der Anfang aber ist nach unserer Überlieferung die Kraft des Logos. Der Herr aller Dinge, der zugleich der Urgrund des
Alls ist, war nämlich zu der Zeit, da es noch keine Schöpfung gab, allerdings allein: insofern aber jegliche Kraft alles Sichtbaren und
Unsichtbaren bei ihm war, bestanden eben auch alle Dinge schon bei ihm vermöge der Kraft des Logos. Erst durch einen Willensakt Gottes,
dessen Wesen einfach ist, trat der Logos hervor, aber nicht zwecklos ging er von ihm aus und ward des Vaters erstgeborenes Werk: wir wissen,
dass er der Anfang der Welt ist. Seine Geburt erfolgte durch Teilung, nicht durch Abtrennung: denn was man abschneidet, ist von dem Ersten,
zu dem es gehörte, für immer geschieden, das aber, was man teilt, wird nur wie in einer Hauswirtschaft da und dorthin gegeben, ohne
denjendigen ärmer zu machen, von dem es genommen ist. Wie nämlich von einer Fackel viele Feuer entzündet werden, das Licht der ersten
Fackel aber durch das Anzünden vieler anderer Fackeln nicht vermindert wird, so hat auch das Wort, indem es aus der Kraft des Vaters
hervorging, seinen Erzeuger nicht des Wortes beraubt. Denn auch ich rede und ihr hört und doch wohl werde ich, der Redende, indem mein
Wort zu euch übergeht, keineswegs des Wortes beraubt, sondern indem ich meine Stimme von mir gebe, ist es mein Vorsatz, die ungeordnete
Materie in euch zu ordnen.”
(Kap. 5,1-6)
Aus: “An Autolykus” von Theophilus von Antiochien. Theophilus war in der zweiten Hälfte des 2. Jh.s. der 4 Gemeindeleiter nach Ignatius (siehe oben),
wie Euseb und Hieronymus berichten. “Das protreptische ( gr. ermahnend, ermunternd) Hauptwerk zeigt ihn als einen stark an der Schrift orientierten
Apologeten, der mit Hilfe des enzyklopädischen Bildunswissens seiner Zeit die philosophisch-moralische Überlegenheit und chronologische Priorität des
Christentums nachzuweisen sucht” (RGG3 unter Th.)*.
“Wer ist der Arzt? Es ist Gott, der da heilt und lebendig macht durch sein Wort und seine Weisheit. Durch sein Wort und seine Weisheit hat Gott
alles erschaffen, denn ‘durch sein Wort sind die Himmel gefestigt worden, und durch seinen Geist all ihre Kraft’ [Ps. 32,6]. Ganz gewaltig ist
seine Weisheit. ‘Durch seine Weisheit hat Gott die Erde grundgelegt, er hat die Himmel zugerichtet durch seine Klugheit; mit Kenntnis wurde
der tiefe Abgrund gebildet und strömten die Wolken ihr Naß’ [Spr. 3,19-20]. Wenn du das bedenkst, o Mensch, dabei rein, gerecht und heilig
lebst, dann kannst du Gott sehen.”
(1.Buch Kap. 7)
“Denn nichts existierte neben Gott, sondern er selbst war sein Raum, war sich selbst vollkommen genug und war da vor allen Zeiten. Er wollte
aber den Menschen schaffen, um von ihm erkannt zu werden; für diesen also bereitete er die Welt zu. Denn der Gewordene ist vieler Dinge
bedürftig, der Ewige aber ist bedürfnislos. Es zeugte also Gott mit seiner Weisheit sein Wort, das er in seinem eigenen Innern beschlossen trug,
indem er es vor allen Dingen aus sich hervortreten ließ. Dieses Wort nun gebrauchte er als Mittel aller seiner Schöpfungen und erschuf alles
durch dasselbe. Dies Wort heißt ‘der Anfang’, weil es das Prinzip und der Herr aller Dinge ist, die durch dasselbe sind geschaffen worden. Dies
Wort also, das da ist der Geist Gottes, das Prinzip aller Dinge, die Weisheit und Kraft des Allerhöchsten, war es, das auf die Propheten
herabkam und durch sie die Offenbarungen über die Erschaffung der Welt und die übrigen Dinge redete. Denn die Propheten waren noch nicht,
als die Welt entstand, aber die Weisheit Gottes, die in ihm ist, und das hl. Wort Gottes, das ewig bei ihm wohnt”
(2.Buch Kap. 10)
“Du wirst mir nun einwerfen: ‘Du behauptest, es gehe nicht an, dass Gott im Raume eingeschlossen (gedacht) werde; und wie kannst du jetzt
sagen, dass er im Paradiese umherwandelte?’ Höre, was ich erwidere! Gott, der Vater aller Wesen, ist unbegrenzt und befindet sich in keinem
Raum; denn ‘es gibt keine Stätte seiner Ruhe’ [Jes. 66,1]. Gottes Logos, durch den er alles gemacht hat, der seine Kraft und seine Weisheit ist,
der ist das Antlitz des Vaters und Herrn aller Dinge, und er ist es, der an der Stelle Gottes im Paradiese erschien und mit Adam redete. Denn
auch die Hl. Schrift belehrt uns, dass Adam sagte, er habe die Stimme gehört. Was ist aber die Stimme anderes als das Wort Gottes, welches
auch sein Sohn ist? nicht auf die Weise, wie die Dichter und Mythographen die Söhne der Götter erzeugt werden lassen, durch fleischliche
Vermischung, sondern so, wie die Wahrheit das Wort darstellt, als ewig im Herzen Gottes beschlossen. Denn bevor irgend etwas erschaffen
wurde, hatte er dieses zum Ratgeber, da es sein eigener Gedanke und seine Weisheit ist. Als aber Gott die Dinge alle, die er zu erschaffen
beschlossen hatte, erschaffen wollte, da erzeugte er dieses Wort als ausgesprochenes, den Erstgeborenen jeglicher Kreatur, nicht, dass er
dieses Wortes verlustig wurde, sondern so, dass er es zeugte und in Ewigkeit mit seinem Worte beisammenblieb.”
(2.Buch Kap. 22)
“Wir aber bekennen, dass ein Gott sei, aber nur einer, der Schöpfer, Gründer, Bildner dieser ganzen Welt; wir wissen, dass alles durch eine
Vorsehung regiert werde, aber von ihm allein; wir haben ein hl. Gesetz gelernt, haben aber als Gesetzgeber den wahrhaftigen Gott, der uns auch
lehrt, gerecht zu handeln, gottesfürchtig zu leben und Gutes zu tun.”
(3. Buch Kap. 9)
Aus: Origines: “Homilien zum Lukasevangelium” Origines ist 185 n. Chr. wohl in Alexandria geboren. Von Euseb, dem Schreiber der frühest erhaltenen
Kirchengeschichte erfahren wir, dass Origenes schon in jungen Jahren von seinem Vater in die griechischen Wissenschaften eingeführt wurde. Um 202
n.Chr. starb sein Vater den Märtyrertod. Origines begann daraufhin ein Leben schärfster Askese, mit der auch seine später von ihm als Irrweg beurteilte
Selbstkastration zusammenhängt. Später wurde Origines auch Schüler des Clemens Alexandrinus (siehe oben). Origines war ein ungemein fruchtbarer
Schriftsteller und seine sehr umfassende Lehrtätigkeit erreichte sehr große Entfaltung. Origines erwarb sich so große Berühmtheit, dass er noch bis zum
Ende des 4 Jh. bei den christlichen Lehrern in hohem Ansehen stand.
“Unser Herr Jesus Christus ist, weil er ‘die Kraft Gottes’ [1.Kor.1,24] ist, über den ganzen Erdkreis ausgebreitet, ... darum laßt uns zu unserem
Herrn Jesus beten, ‘dem die Herrlichkeit und die Macht ist in alle Ewigkeit. Amen’ [1.Petr.4,11].”
(6.Homilie Kap. 9-10)
“Nicht als ob es etwas anderes sei, den Herrn und etwas anderes, Gott zu loben. Denn wer Gott ist, der ist auch Herr, und wer Herr ist, der ist
auch Gott.
Aber zu fragen ist, wie denn die Seele den Herrn groß machen kann [Lk.1,46]. Wenn nämlich der Herr weder Zuwachs noch Minderung zu
erfahren vermag und ist, was er ist, wie kann dann Maria jetzt sagen: ‘Meine Seele macht den Herrn groß’? Nun, wenn ich davon ausgehe, dass
unser Herr und Heiland ‘Abbild des unsichtbaren Gottes’ ist [Kol.1,15], und mir zudem vor Augen führe, dass meine Seele ‘nach dem Abbild des
Schöpfers’ gemacht ist [Gen. 1,26f], auf dass sie Abbild des Abbildes sei - denn meine Seele ist nicht unmittelbar Abbild Gottes, sondern sie
wurde zur Ähnlichkeit mit dem ersten Abbild geschaffen - , dann geht mir auf: Jeder von uns gestaltet seine Seele zu einem Abbild Christi, gibt
ihr größere oder kleinere Ähnlichkeit, macht sie zu einem kümmerlichen und matten oder zu einem klaren und leuchtenden Abbild ... Wenn ich
also das Abbild des Abbildes, das heißt meine Seele, groß mache und dieses Abbild durch Werk, Gedanke und Wort vergrößere, dann wird auch
das Abbild Gottes groß gemacht, und der Herr selbst, dessen Abbild sie ist, wird in unserer Seele groß gemacht. Und so wie der Herr in
unserem Abbild wächst, wird er auch klein gemacht und nimmt ab, wenn wir gesündigt haben.”
(8.Homilie Kap. 1-2)
“In den zwei Denaren sehe ich die Kenntnis des Vaters und des Sohnes und das Wissen um das Geheimnis, wie der Vater im Sohn und der
Sohn im Vater ist. Diese zwei Denare bekommt der Engel als Lohn dafür, dass er den ihm anvertrauten Kranken mit aller Sorgfalt pflegt.”
(34.Homilie Kap. 8)
Quellenangabe:
BKV1.2. Bibliothek der Kirchenväter ("Kemptener Ausgabe"); BKV1: 1869-1888, BKV2: 1911 ff
"Die Apostolischen Väter" Grichisch-deutsche Parallelausgabe, J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) Verlag Tübingen 1992
"Schriften des Urchristentums", herausgegeben von Klaus Wengst, Kösel-Verlag München 1984
"Origines", Homilien zum Lukasevangelium, FONTES CHRISTIANI, Herder Verlag 1991
"Meliton von Sardes, Vom Passa", Die älteste christliche Osterpredigt, Lambertus-Verlag 1963
"Die Teppiche", (Stromateis) v. Clemens Alexandrinus, Übers. v. F. Overbeck, Bruno Schnae & Co Verlag Basel 1936
* LThK Lexikon für Theologie u. Kirche, hg. v. M. Buchberger, 2Aufl. 1930-1938
* RGG3 Religion in Geschichte und Gegenwart (Theologisches Standardwerk), 7 Bd. Ausg. 39,2-3)
LOGOSVERSTÄNDNIS
DES URCHRISTENTUMS
Wie hervorgeht das Licht aus der Sonne,
so geht hervor, der ewige Logos aus
Gott, dem ewigen Vater und Schöpfer
der Welt. .
ERLÖSERVERSTÄNDNIS
DES URCHRISTENTUMS
Sie besteht in Erleuchtung und Kraft zur
Überwindung alles Bösen! Diese liegt in
dem Bekenntnis zu Jesus Christuns als
den EINIGEN GOTT!
GRAFISCHE DARSTELLUNG
HEUTE < ---> DAMALS
Die ersten Christen kannten keine
Rechtfertigungslehre. Sie hätten jede Art
von „Heil-Suggestion“ als einen Irrweg
abgelehnt.
DAS WAHRE VERSTÄNDNIS DER DREIEINHEIT
Es gibt eine Unzahl von Verweisstellen und Quellen der apostoischen Väter und frühen Urchristen die
eindeutig aufzeigen, dass in den ersten Jahrhunderten des Christentums keine andere christliche Lehre
vorgeherrscht hat, als die hier Dargestellte. In der grafischen Darstellung wird noch einmal sehr
anschaulich und sozusagen mit „einem Blick“ der Unterschied zu der heutigen vorherrschenden Lehre
dargestellt.